Schon im Frühjahr was los: Der neue Hartplatz des TC Eschwege wurde in diesem Winter schon stark frequentiert. Auf dem Platz soll zukünftig nicht nur Tennis gespielt werden. Foto: Tobias Stück
Eschwege – Der Tennissport in Eschwege hat in den vergangenen zehn Jahren eine Zäsur erlebt. Erst fusionierten die einst konkurrierenden Vereine Blau-Weiß und TC 51 2014 zum TC Eschwege, dann folgte der Wechsel vom Spitzensport zum Breitensport und zuletzt die Konzentration auf die Jugend. Gerade in den vergangenen dreieinhalb Jahren wurde eine Zeitenwende eingeläutet.
Schwachstellen
Nach den Neuwahlen des Vorstands im November 2018 wurde eine Bestandsaufnahme gemacht. Insgesamt 86 zahlende Mitglieder zählte der Verein noch: 81 Erwachsene, vier Jugendliche und ein Kind unter 14 Jahren waren eingeschrieben. Das Durchschnittsalter lag bei 60,2 Jahren. „Ein Drittel der Mitglieder war über 70“, erinnert sich Jörg Bruchmüller, seit 2018 Präsident des Clubs. Der Fortbestand war gefährdet, es musste etwas geschehen. Mithilfe eines Vereinsberaters des Hessischen Tennisverbands wurden die Schwachstellen analysiert. Seitdem setzt der TC Eschwege voll auf die Jugend und die Familien.
Initialzündung
Dabei habe man sich der Instrumente des Verbands bedient. Die Initialzündung war der Grundschulcup 2019. An der Alexander-von-Humboldt-Schule und der Struthschule in Eschwege wurden Grundschüler auf das Angebot im Verein ausgemacht. „Das hatte eine multiplikatorische Wirkung“, sagt Bruchmüller rückblickend. Jeweils ein Dutzend Kinder blieb nach den Schnupperkursen am Tennis hängen. Im Sommer danach organisierte Jugendwartin Christiane Gerloff ein Tenniscamp mit Ganztags-Betreuung. Viele spielen heute noch auf dem Clubgelände am Bahnhof.
Neuer Platz
Auch die Entwicklung des Areals rund um die Fünf-Platz-Anlage tut ihr Übriges. Innerhalb weniger Jahre sind das Hausärztezentrum und eine Physiotherapie entstanden. Im vergangenen Jahr wurde die Kindertagesstätte eingeweiht. Auch die Infrastruktur wurde ausgebaut. Weitere Ansiedelung steht nach Angaben der Stadt Eschwege in Aussicht. In diese Modernisierung reihte sich auch der Tennisclub ein. Geplant wurde ein Allwetterplatz, um auch außerhalb der Sandplatzsaison spielen zu können. Das Netz kann man wegrollen, Tore sind ebenfalls mobil. Mit der nahegelegenen Polizeidirektion und dem Kindergarten wurden Verabredungen getroffen, den Platz gemeinsam zu nutzen. Aufgrund des Konzepts wurden etwa 60 000 Euro der 100 000 Euro Gesamtkosten vom Land Hessen und vom Werra-Meißner-Kreis übernommen. Gerade wird eine Flutlichtanlage errichtet, die durch eine Crowdfunding-Kampagne über 10 000 Euro finanziert wurde. Am 30. April soll die offizielle Einweihung stattfinden.
Trainingsbetrieb
All die Maßnahmen scheinen gefruchtet zu haben. Heute sind 75 Kinder im Verein angemeldet. 50 von ihnen spielen in vier Mannschaften. Es gibt acht Trainingsgruppen im Verein, die zweimal pro Woche trainieren. Erich Froch und Manfred Bödicker bringen ihre pädagogischen Erfahrungen ein, Jörg Bruchmüller hat mit über 60 noch mal eine Trainerlizenz erworben. Die 15-jährige Lea Janz trainiert ebenfalls schon den Nachwuchs. Mit Alexander Orlob wurde darüber hinaus ein neuer Trainer verpflichtet.
Corona
Selbst Corona konnte den Aufwind im Verein nicht abflauen. In den Sommerferien wurden wieder Tenniscamps angeboten. Auch der Trainingsbetrieb wurde nicht unterbrochen. „Da hatte Tennis im Vergleich zu anderen Sportarten bei den Auflagen aber auch Glück“, sagt Bruchmüller. Die Kinder und Jugendlichen blieben bei der Stange. Und mit den Kindern kamen auch die Eltern, sodass inzwischen ganze Familie dem Club beigetreten sind. Die Mitgliederzahl hat sich stabilisiert. „Heute können wir jeder Altersklasse ein Angebot unterbreiten.“ Bruchmüller ist sich sicher, dass diese Altershomogenität früher oder später dazu führen wird, überall Mannschaften für den Serienspielbetrieb stellen zu können.
Die Initiativen sind nicht im Verborgenen geblieben. Der Kreis hat dem Verein den Sozialpreis verliehen. „In Zeiten zunehmenden Bewegungsmangels, verstärkt durch die Coronapandemie, hat es der Verein geschafft, Kinder und Jugendlichen zu bewegen“, lobt die Jury.